FDP-Weißwurst-Talk zu Regionalpolitik und ÖPNV: „Beim Thema Verkehrswende müssen alle Akteure an einem Strang ziehen“

(v.l.n.r.): Jana Lux, stv. Vorsitzende des FDP-Ortsverbands Waiblingen-Korb und Dr. Wolfgang Hägele, Vorsitzender des FDP-Ortsverbands Winnenden-Berglen bedankten sich bei Regionalrat Hartfrid Wolf und Julia Goll MdL für die interessanten Einblicke und Gespräche beim Weißwurst-Talk zum Thema „Regionalpolitik und ÖPNV“.

Großes Interesse beim FDP-Weißwurst-Talk zu Regionalpolitik und ÖPNV:

„Beim Thema Verkehrswende müssen alle Akteure an einem Strang ziehen“

Waiblingen, 25.06.2023 - Dass das Thema Öffentlicher Nahverkehr die Bürgerinnen und Bürger im Rems-Murr-Kreis in hohem Maße umtreibt, zeigten auch die lebhaften Diskussionen beim Weißwurstfrühstück, zu dem die FDP-Ortsverbände Waiblingen-Korb, Winnenden und Fellbach ins Bürgerzentrum eingeladen hatten: Unter dem Titel „Regionalpolitik und ÖPNV – Verkehrswende im Chaos?“ stellte Hartfrid Wolff, Regionalrat und Vorsitzender des FDP-Bezirksverbands Region Stuttgart sowie im Bundesverkehrsministerium verantwortlich für strategische Planung, aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze für Straße, Schiene und Bus in der Region vor.

Moderiert von Julia Goll, Waiblinger Stadt- und Kreisrätin sowie stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP/DVP-Landtagsfraktion, nutzten viele Anwesende die Gelegenheit, ihre persönlichen Anliegen vorzubringen: Einhelliger „Aufreger“ waren die kurzfristigen Bahn-Sperrungen zwischen Stuttgart-Bad Cannstatt und Waiblingen, die den Pendlern in der Region einiges an Zeit und Nerven abverlangen. „Beim Thema Öffentlicher Nahverkehr kann man derzeit im Rems-Murr-Kreis entweder verzweifeln oder zum Fahrrad greifen“, kommentierte Julia Goll die unbefriedigende Situation, die den Kabelarbeiten im Zusammenhang mit dem Ausbau des Digitalen Knotens Stuttgart geschuldet ist.

Hartfrid Wolff räumte ein, dass auch er von der Kurzfristigkeit der Bahnsperrungen überrascht wurde: „Es war klar, dass es im Zuge notwendiger digitaler Infrastrukturprojekte zu Streckensperrungen kommen wird, aber dass dies so schnell passieren würde, damit war ebenso wenig zu rechnen wie mit der ungewöhnlich kurzfristigen Kommunikation.“ Dennoch warb Wolff um ein generelles Verständnis für die Maßnahme: Sperrungen seien notwendig, denn die frühere Praxis der „Sanierungen unter dem rollenden Rad“ sei nicht effizient: Aufgrund des notwendigen täglichen Auf- und Abbaus von Nachtbaustellungen seien Modernisierungen im laufenden Betrieb deutlich aufwändiger und teuer. Nun müssten wichtige digitale Projekte wie das ETCS endlich vorangebracht werden: Das ETCS (European Train Control System) ist ein europäisches Leit- und Sicherheitssystem, das zum Beispiel die Geschwindigkeiten der Züge überwacht und entscheidet, welche Gleisabschnitte befahren werden dürfen.

Wolff meinte, was hier in der Region umgesetzt werde, sei im Hinblick der Digitalisierung neu und könne Maßstäbe setzen. Julia Goll zeigte durchaus Verständnis für diese besondere Vorreiterrolle des Rems-Murr-Kreises, betonte dabei aber auch: „Bei einem so vielschichtigen Thema wie dem Verkehr zeigt sich einmal mehr, wie wichtig eine gute Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure und Verantwortlichen im Interesse aller Verkehrsteilnehmer, hier insbesondere der ÖPNV-Nutzer, ist.“

Zu verschiedenen Fragen, ob die Taktzeiten der S-Bahnen und Regionalzüge künftig weiter optimiert werden könnten, führte Wolff aus, dass auch dies nur mithilfe der Digitalisierung möglich sei: Im Moment könne nicht systematisch erfasst werden, welcher Bus voll oder welche S-Bahn leer fahre, da es keine verlässliche Datenerhebung zur Nutzung gebe. Durch digitale Abos, ob mit Chipkarte oder Handy, lasse sich die Frequentierung der verschiedenen Verkehrsmittel einfach und anonymisiert erfassen und die Taktung je nach Bedarf entsprechend verbessern. Mit digitalen Abos soll laut Wolff in Zukunft auch der Intermodalverkehr gestärkt werden, bei dem verschiedene Verkehrsmittel genutzt werden: So sei etwa denkbar, dass Autofahrer an S-Bahn-Endhaltestellen wie Schorndorf oder Backnang mittels Chipfunktion ihr Fahrzeug unproblematisch abstellen können. Wolff fordert eine „Schnittstellenfreiheit, die ein einfaches Umsteigen ermöglicht“ –  insbesondere, um die Attraktivität der Innenstädte zu erhalten, indem man den klimaneutralen Zufluss einfacher gestalte. So habe das Bundesverkehrsministerium aktuell die Fördersumme zur Einrichtung von Fahrradparkplätzen an ÖPNV-Haltestellen massiv erhöht, betonte Wolff. Auch für die Modernisierung der Bahnhöfe müsse mehr getan werden; dabei sei Waiblingen nun endlich „ganz vorne mit dabei“ - was Julia Goll ausdrücklich begrüßte: „Wir sind seitens der Stadt seit Jahren im Gespräch mit der Bahn, wie das gammelige Image des Bahnhofs inklusive dunkler Unterführung endlich verbessert werden kann. Hier gibt es inzwischen positive Signale und Planungen seitens der Bahn, aber auf die Umsetzung warten wir noch.“

Aufgrund des Investitionsstaus der vergangenen Jahre werde den Nutzern öffentlicher Verkehrsmittel auch in naher Zukunft noch einiges „zugemutet werden müssen“, so Wolff: „Wir können nicht alle Versäumnisse der Vergangenheit auf einmal beseitigen. Wichtig ist, dass wir uns nun endlich mit notwendigen Infrastruktur- und Digitalprojekten auf den Weg gemacht haben.“