Stärkerer Fokus auf die mobile Jugendarbeit im Rems-Murr-Kreis nötig  

Goll und Haußmann: Kinder und Jugendliche brauchen auch außerhalb der Schule Unterstützung

Die beiden FDP-Landtagsabgeordneten für den Rems-Murr-Kreis, Julia Goll und Jochen Haußmann, fordern einen stärkeren Fokus auf die mobile Jugendarbeit: Während die Schulsozialarbeit im Rems-Murr-Kreis in nahezu allen Schularten zunehmend ausgebaut wurde, muss die mobile Jugendarbeit immer noch mit deutlich weniger Fördermitteln auskommen – dies geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage von Goll und Haußmann hervor.  Danach erhielten Schulen in öffentlicher Trägerschaft im Schuljahr 2022/2023 knapp 1,7 Millionen Euro vom Land Baden-Württemberg für die Schulsozialarbeit und damit mehr als doppelt so viel wie noch im Schuljahr 2012/2013. Nur rund 163.000 Euro betrug hingegen 2022 die Förderung der schulunabhängigen mobilen Jugendarbeit/Streetwork im Rems-Murr-Kreis inklusive des Aktionsprogramms von Bund und Ländern „Aufholen nach Corona“. Damit blieb die Fördersumme seit 2012, als rund 157.000 Euro in die mobile Jugendarbeit geflossen sind, nahezu unverändert.  

Die beiden Landtagsabgeordneten sehen die Ergebnisse ihrer Anfrage mit gemischten Gefühlen: „Bei der Schulsozialarbeit gibt es an nahezu allen Schularten im Kreis sowohl bei der jährlichen Fördersumme als auch bei der Stellenentwicklung einen deutlichen Anstieg“, so Goll. Diese Entwicklung sei zu begrüßen, da die Pandemie an vielen Kindern und Jugendlichen nicht spurlos vorbeigegangen sei. Kritisch anzumerken sei allerdings, dass sich die Anzahl der Vollzeitkräfte Schulsozialarbeit und Vollzeitäquivalente (bei denen die von Teilzeit-Mitarbeitern geleisteten Arbeitsstunden in entsprechende Vollzeitstellen umgerechnet werden) an den Werkrealschulen sowie Bildungszentren stark verringert habe. Zudem gehe aus der Antwort der Landesregierung hervor, dass es im Rems-Murr-Kreis immer noch fünf Kommunen im ländlichen Raum gebe, die keine hauptamtlichen Sozialarbeiter beschäftigten. Goll: „Hier besteht dringender Handlungsbedarf, um Kindern und Jugendlichen die notwendige Unterstützung zu bieten.“

Zudem scheine die Landesregierung die Förderung der schulunabhängigen, mobilen Jugendarbeit im Rems-Murr-Kreis zu vergessen, so die Einschätzung der Waiblinger FDP-Landtagsabgeordneten. „Klar ist, dass sich das Leben der Kinder und Jugendlichen nicht nur in der Schule abspielt und auch diejenigen unterstützt werden müssen, die man über die Schule gar nicht oder nicht mehr erreicht“, betont Goll.  Auch Jochen Haußmann sieht „die dringende Notwendigkeit, die mobile Jugendarbeit stärker in den Fokus zu rücken.“ So gab es nach Angaben der Landesregierung im Rems-Murr-Kreis bis 2022 keine Standorte der Kindersozialarbeit, im Rahmen des Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ wurden im vergangenen Jahr in Schorndorf und Fellbach 0,5 bzw. 0,6 Vollzeitäquivalente neu geschaffen.

„Die Personalfördermittel des Landes für die mobile Kinder- und Jugendarbeit, die einen wichtigen Beitrag im Bereich Bildung und Prävention leisten, benötigen eine angemessene und langfristige Anpassung“, betont Haußmann.  Die unterschiedliche Eingruppierung der sozialpädagogischen Fachkräfte sowie die bessere Bezahlung in Stuttgart und Ludwigsburg würden es zunehmend erschweren, freie Stellen im Rems-Murr-Kreis zu besetzen. Deshalb müssten die Arbeitsfelder Mobile Sozialarbeit sowie Offene Kinder- und Jugendarbeit schnellstens durch bessere Rahmenbedingungen attraktiver gestaltet werden, so die Forderung des FDP-Abgeordneten aus dem Wahlkreis Schorndorf.

Darüber hinaus mache sich die FDP-Fraktion seit langem dafür stark, dass auch Schulen in privater Trägerschaft, die bislang keine Fördermittel erhalten, bei der Förderung der Schulsozialarbeit berücksichtigt werden sollten. In diesem Zusammenhang stellten sich Goll und Haußmann die Frage, „ob der Landesregierung die Schülerinnen und Schüler, die eine private Schule besuchen, weniger wert sind, als diejenigen, die an einer öffentlichen Schule unterrichtet werden.“